Kinderprojekt Leselust - Leseförderung in der OKJA

von Silvia Wieandt

Aktuellen Pisa-Studien haben u. a. Zahlen zu Tage gefördert wie: 42% der Jugendlichen lesen ungern.
Fazit: Wer ungern liest, liest auch nicht gut. – Wer nicht gut liest, schreibt auch nicht gut. Wer nicht gut liest und schreibt, ... . Wir können nicht die Defizite fehlender frühkindlicher Leseförderung in den Familien, auffangen oder gar ersetzen, aber wir können mit der Vielfältigkeit unserer Arbeitsmöglichkeiten, jenseits von Schulunterricht und Notenstress, den Kindern Spaß am Umgang mit Literatur vermitteln. Hier setzt das Projekt "Kinderprojekt Leselust - Leseförderung in der OKJA" an.

Wir können sie Geborgenheit in einer gemütlichen Vorleserunde erleben lassen und ihnen den Weg zum „Abenteuer des eigenen Films im Kopf“ ebnen.
Uns war klar, dass wir unserer Zielgruppe der 6 – 12-jährigen Kinder aus der offenen Kinder- und Jugendarbeit das Thema Lesen schmackhaft machen mussten. Um Kids für die Projektarbeit zu gewinnen, musste ihnen von Beginn an klar sein, dass unser Projekt „nichts mit Schule“ zu tun hat! Dass sich die TeilnehmerInnen so schnell entschlossen haben, beim „Leseprojekt“ mitzumachen, ist wohl ihrem Vertrauen in die Fachkraft vor Ort und – soweit bekannt – in das „FBF – Kinderprojekt“ zu verdanken. Mitgemacht haben schließlich Kinder aus sechs Falkenhäusern. Und das sei hier vorweggenommen: alle Ots haben das Projekt mit großem Erfolg und sehr viel Spaß durchgeführt.

Zum Projektverlauf

Als Rahmenhandlung haben wir uns eine Geschichte ausgedacht. Um die Neugier der Kinder zu wecken und sie auf das Thema einzustimmen, taucht überall in der Falkeneinrichtung unser „Leselogo“ - das Fuchssymbol - auf.

Am ersten Gruppennachmittag finden die Kinder vor der Gruppenraumtür ein Körbchen, darin sitzt der Lesefuchs (ein Stofftier). Die Spielfigur „Frau Schaugenau“, bei allen Kinderprojekten Mittlerin des Themas, hat dem Fuchs einen Brief in das Körbchen gelegt, darin bittet sie die Kinder den Lesefuchs in Obhut zu nehmen. Den Lesefüchsen geht es schlecht, weil immer weniger Kinder in ihrer Freizeit lesen, denn bekanntlich ernähren sich Lesefüchse ausschließlich von Buchstaben! Kurzum – die Lesefuchseltern suchen für ihren Nachwuchs nette Kids, die einen Lesefuchs pflegen wollen!
Nachdem die Kinder sich einverstanden erklärt haben, den Lesefuchs zu betreuen, erhalten sie ein Paket mit unterschiedlichen Materialien für die kommende Projektarbeit. Es handelt sich um Impulsplakate zur Gruppenidentität, verschiedene Rätsel zum Thema, Spiele mit Buchstaben und Wörtern, je eine Heftmappen für jedes Kind, in denen sie eigenen Produkte sammeln können usw.

Diese Idee, den Projekteinstieg über die „Lesefüchse“ zu transportieren wurde von allen beteiligten Kindern mit Begeisterung angenommen. Das ging so weit, dass in mehreren Einrichtungen die einzelnen Kinder abwechselnd das Stofftier mit nach Hause nahmen, um ihm vorzulesen (was die erstaunten Eltern bestätigt haben) oder sich die Kinder außerhalb der Projekttage in der Einrichtung einfanden um ihrem Lesefuchs, dem sie natürlich auch einen Namen gegeben hatten, laut vorzulesen.
Bei allen weiteren Arbeitseinheiten spielten die Lesefüchse eine mehr oder weniger vordergründige Rolle, begleiteten aber selbstverständlich das Projekt bis zum Ende.

Die Arbeitseinheit Buchstaben und Schrift

Aus den während der Vorbereitungsphase zusammengetragenen Spielideen rund um Buchstaben und Schrift wurde ein „Buchstabenfest“ vorbereitet gefeiert (immer zwei benachbarte Gruppen gemeinsam). So konnten sich die Kinder untereinander kennenlernen und ihre Neugierde auf den Lesefuchs der anderen Gruppe wurde befriedigt. Gearbeitet wurde u. a mit Buchstaben-Mandalas, Buchstabenspielen, Malen nach Buchstaben, Geheimschriften usw.
 

Die Arbeitseinheit Papier

Papier ist untrennbar mit unserem Thema Leselust verknüpft, deshalb haben wir eine Arbeitseinheit rund um das Papier eingeflochten. Ziel unseres kleinen Exkurses war, den Kindern den vielfältigen Einsatz von Papier in unserer modernen Gesellschaft zu verdeutlichen und den mühsamen Herstellungsprozess von Papier vor der industriellen Herstellung erfahrbar zu machen.
Wir haben in jeder Einrichtung eine selbstentwickelte Papierrallye durchgeführt. Die Aufgabenstellung war recht einfach. Die Kinder sollten im Haus (und auf dem Gelände) alle Papiersorten sammeln, die sie finden können. Wieviele verschiedene Papiersorten da zusammenkamen, haben nicht nur die Kinder erstaunt, sondern auch so manchen jugendlichen Hausbesucher. Die verschiedenen Papiersorten wurden untersucht, zugeordnet und in ein großes Gruppen-Papier-Fühlbuch geklebt. In der nächsten Gruppenstunde haben die Kinder Papier aus Altpapier geschöpft, das konnte mit Farbpigmenten bunt eingefärbt werden oder es wurden gepresste Pflanzen eingearbeitet oder mit dem beliebten Glitzer und Glimmer verziert.
Weil Papierschöpfen mit vielen Kindern viel Nässe in der Einrichtung verursacht, haben einige Fachkräfte diesen Teil im museumspädagogischen Programm des Freilichtmuseums in Hagen „eingekauft“, während andere mit dem museumspädagogischen Programm Buchdruck im Freilichtmuseum Hagen den nächsten Teil des Projektes eingeführt haben:

Arbeitseinheit Druck und Buchdruck

Wissen für Viele! Wissen ist Macht!
Während dieser Projektphase haben die Kinder u.a. Stempel hergestellt, mit Druckkästen gespielt, gedruckt, kleine Pop-up-Bücher gebastelt usw.
Während der nächsten Arbeitseinheit: Bücher und Wissen nutzen führte der Lesefuchs die Kinder in eine Kinderbibliothek. Dazu nahmen wir das bestehende Angebot der Kinderbüchereien in Anspruch, welches sich prima in unser Projekt integrieren ließ. Die Kinder erfuhren spielerischer Form wie eine Bücherei genutzt werden kann, was sie bietet usw. In der Bibliothek fanden die Kinder dann auch das Lieblingsbuch ihres Lesefuchses, das sie gemeinsam in den folgenden Gruppenstunden kennenlernen sollten.
Arbeitseinheit Mit dem Buch arbeiten. Das ausgewählte Buch wurde in den darauf folgenden Gruppenstunden bearbeitet. Methoden wie aktives Vorlesen, Rollenspiele, Malen etc. fanden hier Anwendung. Jede Einrichtung arbeitete mit einem anderen Buch.

Projektabschluss

Beim „Krötentreffen“ im November 2005 trafen sich alle Kinder und alle Lesefüchse. Die Spielfigur Frau Schaugenau hatte eingeladen um mit den Kindern noch einmal viel Futter für die Lesefüchse zu erarbeiten.
Während des „Krötentreffens“ musste dann auch das „Schicksal der Lesefüchse“ befriedigend für die Kinder gelöst werden. Also trat Frau Schaugenau wieder auf den Plan, die sich im Auftrag der Lesefuchseltern erkundigen sollte, ob es den Lesefüchsen gut ergangen ist. Alle Lesefüchse wurden mitsamt Körbchen zum Krötentreffen ins Forsthaus Hasenacker mitgebracht und die liebevolle Ausstattung der Körbe ließ auf den ersten Blick erkennen, dass die Attraktivität der Lesefüchse während der vergangenen Projektwochen standgehalten hatte. Während der Begrüßung und Spieleinführung lädt „Frau Schaugenau“ die Kinder ein, sich jetzt noch mal fit zu machen, um auch in Zukunft gut für ihre Lesefüchse sorgen zu können.
Die Kinder werden in Spielgruppen aufgeteilt. Jede Gruppe besucht an diesem Nachmittag drei Werkstätten, die den Anforderungen der Altersgruppe entsprechen.

Werkstatt: „Kleine Fische“

Für die Altersgruppe der 6 – 8-jährigen Kinder gab es die Werkstatt: „Kleine Fische“. Nach der Einführung des Bilderbuchkinos „Swimmy“ bastelten die Kinder sich Swimmystempel und stempelten damit ein Gruppentransparent, welches ein Motiv aus dem Bilderbuch darstellte. Außerdem lernten sie das Lied 5 kleine Fische, welches sie am Abend den anderen Kindern präsentierten.

Werkstatt „Flusi, das Sockenmonster“

Weiter geht es mit der Werkstatt „Flusi, das Sockenmonster“. Nach der Bilderbuchbetrachtung des gleichnamigen Buches bastelten sich die Kinder „Flusis“.

Werkstatt Sterngucker

Die dritte Werkstatt für die „Kurzen“ war die Werkstatt Sterngucker. In Anlehnung an das Buch „Lauras Stern“, bastelten die Kindern Teleskope.

Werkstatt: „Detektivbüro Bohne & Co.“

Für die Altersgruppe der 9 bis 12-jährigen Kinder gab es die Werkstatt: „Detektivbüro Bohne & Co.“ Nach dem Mitmachbuch von J. Obrist: Lauter klare Fälle? waren hier Tatorte aufgebaut. Die Gruppen erhielten Hinweise zum Tathergang, konnten den Tatort besichtigen, Beweise sichern und mussten durch Kombination die Fälle lösen.

Werkstatt „Rätselfieber“

In der nächsten Werkstatt „Rätselfieber“ hat ein Zauberlehrling die Lösungen im Buch der 1000 Rätsel durcheinandergehext. Die Kinder sind aufgerufen, die fehlenden Rätsel im Haus zu finden, sie zu lösen und das Lösungswort zu finden, welches das Buch wieder vervollständigen kann.

Werkstatt „Kurze Geschichten“

Werkstatt Nummer drei „Kurze Geschichten“ hatte zum Thema, zu vorbereiteten Illustrationen bekannter Märchen eine neue Geschichte zu erfinden und aufzuschreiben.
Im Anschluss an die Spielaktion präsentierten die Kinder ihre Arbeitsergebnisse als kleines Bühnenprogramm. Mit dem Lied „Alle Kinder lernen lesen“ fand dieser turbulente Krötentreffensamstag seinen Abschluss.


Bei der Verabschiedung der Kinder am Sonntag, hatte Frau Schaugenau noch einmal einen Auftritt. Sie verteilte „Zertifikate für die besonders gute Pflege eines Lesefuchses“ an die Kindergruppen, die damit die Erlaubnis hatten ihren Lesefuchs in der Einrichtung weiter pflegen zu dürfen.

Zum Schluss?

Im Nachgang zum Kinderprojekt erhielt jede Gruppe nach ca. drei Wochen ein Buchgeschenk von Frau Schaugenau, damit der Lesefuchs auch weiterhin gut gefüttert werden kann.

Autorin: Silvia Wieandt