Neue Studie zur Langzeitarbeitslosigkeit: 340 000 Kinder betroffen

Das Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz hat eine neue Untersuchung vorgelegt:

 

In Deutschland gehören über 480.000 Personen zu den erwerbsfähigen, zugleich aber arbeitsmarktfernsten Menschen, die von einer teilhabeorientierten öffentlich geförderte Beschäftigung profitieren könnten.

 

Als „arbeitsmarktfern“ haben wir Menschen definiert, die in den letzten drei Jahren keiner Beschäftigung nachgegangen sind und die zudem mindestens vier Vermittlungshemmnisse aufweisen. Als „Vermittlungshemmnisse“ definieren wir Eigenschaften der Personen wie höheres Alter, gesundheitliche Einschränkungen oder fehlende Qualifikation, die nachweislich die Chancen auf einen regulären Arbeitsplatz enorm einschränken, da Betriebe diese Personen schlichtweg nicht mehr einstellen.

 

Bereits im letzten Jahr haben wir eine Auswertung zu den arbeitsmarktfernen Menschen vorgelegt und gezeigt, dass 2011 mehr als 435.000 Menschen zu den arbeitsmarktfernen Personen zählten – auf Grundlage einer restriktiven Bestimmung der möglichen Zielgruppe, wie sie der Gesetzgeber vorgegeben hat. Hintergrund der Untersuchung waren die gesetzlichen Veränderungen im SGB II, wonach öffentlich geförderte Beschäftigung nur noch für arbeitsmarktferne Menschen eingesetzt werden soll.

 

Mit den aktuellsten Daten könne wir jetzt zeigen, dass die Zahl im Vergleich zu 2011 um über 10 Prozent angestiegen ist. Von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt profitieren die Arbeitsmarktfernsten nicht und wir sehen eine massive Verhärtung und Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit im Grundsicherungssystem – mit enormen Folgekosten für die Betroffenen und die Gesellschaft.

 

In den Haushalten dieser 480.000 Personen leben außerdem über 340.000 Kinder unter 15 Jahren, die besonders von der Situation ihrer Eltern betroffen sind und die von einer teilhabeorientierten öffentlich geförderten Beschäftigung ihrer Eltern enorm profitieren könnten. Gegenüber 2011 ist die Zahl der betroffenen Kinder um 11,5 Prozent gestiegen und damit noch stärker als die Zahl der Erwachsenen.

 

Eine an den Langzeitarbeitslosen und am normalen Arbeitsmarkt orientierte öffentlich geförderte Beschäftigung könnte einen Beitrag zur Verbesserung der sozialen Integration dieser Personen leisten.

 

Zur Analyse nutzen wir das Panel Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS), eine seit 2006 jährlich wiederholt durchgeführte Befragung, bei der über 14.000 Personen in knapp 10.000 Haushalten befragt wurden. Die Auswertung des PASS ermöglicht eine kombinierte Betrachtung von Vermittlungshemmnissen und dauerhafter Beschäftigungslosigkeit.